Wie ihr wisst, habe ich ja einige kostenlose Ernährungspläne für euch erstellt. Natürlich sind das beispielhafte Pläne, die auf Frauen mit einer bestimmten Größe/Gewicht/Aktivität ausgelegt sind (160-170cm, 60-70 Kilo, Bürojob).
Aber das ist gar kein Problem, es ist kinderleicht sich selbst einen Ernährungsplan zu erstellen, der an die eigenen Bedürfnisse angepasst ist. Ich zeige euch jetzt Schritt für Schritt, wie ihr euch euren persönlichen Wochenplan erstellen könnt.
Und da das Ganze ein etwas größerer Beitrag wird, gibt es diesmal sogar ein Inhaltsverzeichnis. Wer mag kann direkt zu dem Punkt springen, der ihn am meisten interessiert.
Ernährungsplan selber erstellen – Step by Step Anleitung
Step 1 Berechne deinen Grundumsatz
Step 2 Berechne deinen Leistungsumsatz
Step 3 Wir legen unser Defizit fest
Step 4 Einteilung der Makros
Step 5 Auswahl der richtigen Lebensmittel
Step 6 Kompletter Ernährungsplan für einen Tag
Step 7 Kostenlose Vorlage für einen Wochenplan zum Ausdrucken
Individueller Kalorienbedarf – Grund- und Leistungsumsatz
Der individuelle Kalorienbedarf setzt sich immer aus Grund- und Leistungsumsatz zusammen. Grundumsatz ist die Anzahl an Kalorien, die wir verbrauchen, wenn wir uns den ganzen Tag gar nicht bewegen. Der Körper verbraucht jeden Tag Kalorien u.A. für Stoffwechselvorgänge und Gehirnleitungen usw – das nennt sich Grundumsatz oder auch Basic Metabolic Rate (BMR).
Grundumsatz berechnen nach Mifflin-St.Jeor
Ich hab in meinem Step-by-Step Diät Guide ja bereits angesprochen, wie man seinen persönlichen Kalorienbedarf mithilfe von Onlinerechnern berechnet. Wir schauen uns jetzt mal die Art der Berechnung an, die oft dahintersteckt, die Mifflin-St.Jeor Formel in Verbindung mit dem PAL-Faktor.
Männer: BMR = (9,99 × Gewicht in kg) + (6,25 × Größe in cm) – (5 × Alter) + 5
Frauen: BMR = (9,99 × Gewicht in kg) + (6,25 × Größe in cm) – (5 × Alter) – 161
Leistungsumsatz berechnen mit dem PAL-Wert
Wir haben nun durch die Berechnung unseren Grundumsatz erhalten. Nochmal zur Erinnerung: Grundumsatz ist das, was unser Körper verbraucht, selbst wenn wir den ganzen Tag nichts tun und im Bett liegen bleiben. Aber das machen wir ja relativ selten, wir bewegen uns, gehen zur Arbeit/Uni und machen idealerweise noch Sport. Das sind dann alles extra Kalorien, die wir durch unsere Leistung verbrauchen. Je aktiver wir sind, desto höher wird unser Leistungsumsatz (desto mehr können wir essen, hehe). Den Leistungsumsatz berechnen wir mit dem sogenannten PAL Wert (Physical Activity Level). Nach folgenden Faktoren könnt ihr euch selbst einordnen:
Ich nehme für mich den PAL-Wert 1,5, da ich mittelmäßig aktiv bin. (Wenig bis keine Bewegung ist der Wert 1,2, körperlich sehr aktiv 2.0)
Daraus folgt: 1331,5 x 1,5 = 1997,25 Kalorien
Ich kann also – zumindest in der Theorie – täglich 1997,25 Kalorien essen und nehme weder zu, noch ab. Theorie deswegen, weil in der Realität natürlich jeder Körper verschieden ist und man natürlich nicht strikt in Formeln berechnet werden kann. Ab und an kommt es natürlich auch vor, dass man selbst seinen PAL Faktor etwas über- oder unterschätzt. Der tatsächliche Bedarf kann also etwas darüber oder darunter liegen – schaut einfach über ein bis zwei Wochen wie euer Körper auf den berechneten Bedarf reagiert und passt es ggf. an.
Berechnung des individuellen Defizits zum Abnehmen
Wenn wir jetzt abnehmen wollen (also Fett verlieren), dann müssen wir uns ein Defizit in unsere Ernährung einplanen. Defizit bedeutet, dass man weniger isst, als man verbraucht.
Ich würde unter ganz normalen Umständen zu Beginn nicht mit einem allzu großen Defizit starten, da man die Diät dann länger durchhalten kann und nicht direkt im absoluten Sparmodus unterwegs ist. Das Training fällt dann noch nicht so schwer und es macht einfach mehr Spaß.
Ich gehe jetzt einfach mal pauschal davon aus, dass wir alle abnehmen wollen. Sollte doch jemand an Gewicht zulegen wollen, machst du das Gleiche nur eben mit einem geringen Kalorien Überschuss.
Sagen wir, wir starten mit einem Defizit von 350 Kalorien. Das wäre dann in unserem Fall:
2000-350=1650 Kalorien
Der Einfachheit halber habe ich die 1997,25 auf 2000 aufgerundet. Wenn wir uns an ein tägliches Limit von 1650kcal halten, sparen wir täglich 350 Kalorien ein.
Zum Muskelaufbau (also Zunehmen, also Kalorienüberschuss) würde ich etwas vorsichtiger anfangen, beispielsweise mit 200 Kalorien über eurem Leistungsumsatz. In meinem Beispiel sind das: 2000+200 = 2200 Kalorien Tagesbedarf zum Zunehmen (!).
Wie bestimme ich die richtige Makroverteilung – optimales Verhältnis von Fett, Protein und Kohlenhydraten
So wir haben also unseren Kalorienbedarf berechnet und ein kleines Defizit abgezogen, damit sich auf der Waage auch was tut.
Jetzt beginnt der Moment wo wir uns nicht nur mit den Kalorien, sondern auch mit der optimalen Makroverteilung befassen müssen. Wenn du jetzt einfach nur irgendwie abnehmen willst, dann reicht es auch ganz klar ein Defizit einzuhalten. D.h. du könntest dich auch jeden Tag nur von Chips und Schokolade ernähren, solange du im Defizit bist nimmst du selbst dann ab.
Die optimale Makroverteilung in der Diät
Gerade in der Diät ist es aber natürlich extrem wichtig, den Körper trotz des Defizits optimal mit Nährstoffen zu versorgen. Deswegen ist es durchaus von Vorteil, sich mit der optimalen Verteilung von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen (=Makronährstoffe) zu beschäftigen.
Proteinbedarf Frauen: 1,7-2g pro Kilogramm Körpergewicht (erhöhter Bedarf in der Diät, ansonsten weniger, siehe Quellenangabe)
Fettbedarf Frauen: ca. 1g pro kg Körpergewicht
Ich selbst wiege 60 Kilo deswegen 1×60 = 60g Fett, 1,7×60 = 102g Protein. Alles was dann noch übrig bleibt, können wir mit Kohlenhydraten auffüllen.
In die Rechnung setzt ihr jetzt natürlich eure individuellen Zahlen für Fett und Protein ein. Am Ende der Rechnung bleiben für mich 175,5g Kohlenhydrate übrig.
Meine optimale Makroverteilung für den Start meiner Diät sieht also wiefolgt aus
60g Fett, 102g Protein, 175g Kohlenhydrate
Um mich jetzt täglich nach diesen Vorgaben ernähren zu können, würde ich mir meine Ernährungsapp hernehmen und nehmen meinem Kalorienlimit eben diese Makroverteilung vorgeben. Natürlich muss ich hierbei wissen, welche Lebensmittel mich mit welchen Makros versorgen.
Auswahl der richtigen Lebensmittel
Um sich einen Ernährungsplan nach den eigenen Makros erstellen zu können, müssen wir erstmal wissen welche Lebensmittel und denn besonders viel an Eiweiß, Fett und (gesunden) Kohlenhydraten haben.
Proteinreiche Lebensmittel
- Magerquark
- Fleisch (v.a. Hähnchen & Rind)
- Fisch
- Tofu
Fettreiche Lebensmittel
- Avocado
- Nüsse
- Chia Samen
Kohlenhydrat-Lieferanten
- Haferflocken
- Kartoffeln
- Reis
- (Vollkorn-) Brot
Und natürlich ist Obst und Gemüse auch Bestandteil einer gesunden Ernährung. Insbesondere von Gemüse könnt ihr euch richtig viel in den Speiseplan schreiben. Es hat kaum Kalorien und macht uns dabei auch noch ordentlich satt, da wir eben eine große Menge davon essen können. Obst hat natürlich wegen des Fruchtzuckers viele Kohlenhydrate, deswegen esse ich z.B. etwas weniger davon.
Obst & Gemüse
- Tomaten
- Gurken
- Paprika
- Salat
- Beeren (Himbeeren, Heidelbeeren oder Tiefkühl Beerenmischungen)
- Banane
- Apfel
Kompletter Ernährungsplan für einen Tag – 1650 Kalorien
So jetzt zeige ich euch, wie man die ganzen Lebensmittel oben zu einem Ernährungsplan zusammenstellen kann – ein beispielhafter 1650-Kalorien Tag könnte wie folgt aussehen:
Das wir die Makros nicht 100% eingehalten haben, ist hier gar nicht wichtig. Wir nehmen nämlich genügend Fett zu uns und auch mit Protein sind wir gut versorgt. Kohlenhydrate sind ja ohnehin nicht essentiell, d.h. wir brauchen sie nicht zwingend. Also alles perfekt – wenn ihr Lust habt, dann macht den Plan doch ruhig mal nach die Tage 🙂 .
Sooo Leute! Wenn ihr bis hierher gekommen seid, dann habt ihr sicher richtig Lust was an eurer Ernährung zu ändern und in Zukunft mit den Makros zu jonglieren.
Ich hoffe, die Reihe hat euch gefallen? Lasst mir gerne Feedback dazu da, oder stellt mir eure Fragen in den Kommentaren.
Bis bald – Eure Stef <3
Quellenangaben:
Optimale Eiweißversorgung Fitness-Experts
Ernährung für (Kraft-)Sportler – Intermittent Fasting 2.0: Frank-Holger Acker, 2016
Icons © freepic
11 Kommentare zu „Ernährungsplan selber erstellen – Der große Guide“
Es ist wirklich sehr interessanter Beitrag. Ich gebe zu, ich hab mir nie mit dieser Gedanke nicht beschäftigt, meinen Ernährungsplan so fachlich zu erstellen. Ich schreib mir meistens jede Woche auf einer Zettel auf, was ich kaufen brauche und was ich essen werde. Mittlerweile kenne ich mir schon sehr gut und kann ich einschätzen, wie viel pro Tag ich essen brauche.
xx Vera
https://simplelivingstylebyvera.blogspot.co.at/
Liebe Stef,
Der Blogpost ist sehr interessant und klar strukturiert sowie für jeden verständlich. Leider sehe ich anhand deiner Makro-Aufschlüsselung bei meiner Rechnung alle Alarmglocken läuten…
Ich bin 1,74m groß und wiege (nach bereits fast 50 angenommenen Kilos) immernoch 90kg. Dementsprechend nervt mich dieses “Abnehmplateau”, dass mich bereits lange Zeit verfolgt. Immer ein Auf und Ab um die 90kg.
Berechnet habe ich sozusagen einen Grundumsatz von 1670kcal x 1,4 als Pal-Faktor (sitze den ganzen Tag – abgesehen von 3-4mal Fitnessstudio, Wandern oder Radtour pro Woche) bei rund 2300kcal Leistungsumsatz.
Aufgrund des langen Plateaus bin ich mittlerweile von 1800kcal bereits auf 1700kcal als Ziel pro Tag runter gegangen.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Wenn ich jetzt laut den Formeln 90g Fett und 153g Protein zu mir nehmen sollte, passen nur noch rund 70g KH ins Budget.
Hast du einen Tipp für mich?
Ich kann als Vegetarier doch nicht den ganzen Tag nur noch im Wechsel Quark und Tofu mit Gemüse essen. Selbst kleine Portionen Obst würden meine KH sprengen… 🙈
Ich denke, das wird vielen “Übergewichtigen” so gehen…
Zumal kleinere Frauen ja noch weniger Grundumsatz haben.
Da empfehle ich immer das nochmal mit der “Magermasse” durchzurechnen (also dem Gewicht deines Körpers ohne den Fettanteil, denn der hat keinen Bedarf an Protein usw). Ansonsten hast du recht, da kommen zu hohe Zahlen raus bzw bleibt am Ende gar kein Platz mehr für die leckeren Kohlenhydrate 😛
Super, vielen lieben Dank.
laut Waage bin ich dann bei um die 60kg, kann also einfach ganz faul deine Werte nehmen. 🙃
LG Janine
Danke, du hast das wirklich total verständlich erklärt. Ich hatte bei meinem Ernährungsplan Hilfe von meinem Fitnesstrainer, den nächsten will ich aber schon alleine erstellen.
Alles Liebe,
Sonja
Hallo Stefanie,
das ist ein toller Beitrag! Ich hab mir erlaubt, ihn in unserer großen Linksammlung vorzustellen:
https://kochkatastrophen.blogspot.de/p/linksammlung.html?tab=home&sub=linksammlung#Ern%C3%A4hrung%20-%20Plan
Dadurch erscheint er auch regelmäßig auf der Startseite, ich hoffe, das gibt noch ein paar Extra-Leser für dich! 🙂
Falls Du verlinken magst, ich hab ein paar Rechner programmiert, die perfekt in deinen Artikel passen:
Grund- und Gesamtumsatz-Rechner: https://kochkatastrophen.blogspot.de/p/rechner-kalorien.html
Makro Rechner: https://kochkatastrophen.blogspot.de/p/rechner-makronahrstoffe.html
Viele Grüße,
Marc Winking 🙂
Wow cool! Danke dir 🙂
Ich sehe mir deine Rechner gerne mal an, danke für den Tipp
Liebe Grüße
Stef
Super toller Beitrag, danke dafür!
Du spricht die Ernährungsapp an.. Vielleicht hast du das schonmal irgendwann mal in einer Insta-Story erwähnt, welche App nutzt du denn?
Freue mich total über eine Antwort!
Liebe Grüße,
Janine
Ich nutze FDDB 🙂 Liebe Grüße
Stef
Mega, der Leitfaden!
Die Formeln für Grund und Leistungsumsatz waren mir zwar schon bekannt, aber bin beim Lesen deines Beitrags mal auf die Idee gekommen, den Gesamtumsatz durch einen Mittelwert aus Arbeitstagen und “Ruhetagen” zu berechnen. Das mit den Macros hab ich bisher noch nicht gerafft gehabt, wie ich die für meine Bedürfnisse berechne. Alleine dafür ein riesiges DANKESCHÖÖÖÖN!!!
Liebe Grüße,
Regina
Wow, so ausführlich und toll erklärt! Ich behaupte zwar nicht, gleich auf Anhieb alles verstanden zu haben ^^ aber die Rechnung ist fertig und jetzt geht’s an die App.
Danke!